Sie spielen mit dem Gedanken einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufzunehmen? Hier finden Sie Tipps für das reibungslose Zusammenleben mit Ihrem neuen Gefährten.
Wenn die zeitliche und räumliche Möglichkeit besteht, geben Sie sich und Ihrem zukünftigen Hund ausreichend Zeit, einander noch im Tierheim oder auf der Pflegestelle in aller Ruhe kennen zu lernen. Das hat mehrere Vorteile: Erstens lernen Sie so die Eigenschaften, Stärken und Schwächen des Hundes kennen. Zweitens kann der Hund bereits Vertrauen zu Ihnen fassen, was beim Umzug in das neue Zuhause von großem Vorteil ist. Drittens haben Sie genügend Zeit zu überlegen, ob dieser Hund wirklich derjenige ist, mit dem Sie viele gemeinsame Jahre verbringen wollen, und ob er auch zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt.
Im Idealfall lernen alle menschlichen und tierischen Familienmitglieder den neuen Vierbeiner vorab ausführlich kennen. Im Hinterkopf muss man allerdings immer haben, dass ein Hund sich beispielsweise im Tierheim anders verhalten kann als dann letztlich in seinem eigenen Zuhause. Somit ist das Kennenlernen im Tierheim nur eine Momentaufnahme, aus der man schon gewisse Schlüsse ziehen kann, die allerdings keine Garantie darstellt. So schlecht uns die Situation im Tierheim auch erscheinen mag, für den Hund bedeutet sie Gewohnheit und oft zeigt der Hund beim Umzug in sein neues Zuhause wieder mehr Unsicherheiten, als er das im Tierheim getan hatte.
Informieren Sie sich vorab ausführlich bei den Personen, die den Hund gut kennen, welche Eigenschaften und gegebenenfalls Probleme bei dem Hund bekannt sind. Vielleicht ist das Pflegepersonal vor Ort kompetent genug, um mit Ihnen diesbezüglich einen Management- und Trainingsplan für die erste gemeinsame Zeit zu erstellen. Ist das nicht der Fall, kontaktieren Sie schon vor der Übernahme des Hundes eine Person mit umfangreichem Fachwissen auch in Bezug auf Tierschutzhunde und lassen Sie sich beraten.
Für viele Hunde ist eine schrittweise Übernahme ideal. Beispielsweise wird Hunden hierbei bereits vor der endgültigen Übernahme die Möglichkeit gegeben, das zukünftige Zuhause schon zu erkunden und kennen zu lernen. Auf diese Weise werden eventuelle Schwierigkeiten bereits vor dem Umzug erkennbar und Lösungen können rechtzeitig gesucht werden.
Nicht nur für AdoptantInnen von Tierschutzhunden, sondern für alle HundehalterInnen gilt: Informieren Sie sich über die artgerechte Haltung von Hunden, lernen Sie Hunde „lesen“ und informieren Sie sich über tierschutzkonformes Training. Erkundigen Sie sich schon vorab, welche/r HundetrainerIn in Ihrer näheren Umgebung gewaltfrei, mit modernen, tierschutzkonformen Methoden arbeitet und idealerweise Erfahrung in der Arbeit mit Tierschutzhunden hat. Ignorieren Sie beginnende Probleme nicht einfach, sondern nehmen Sie diese ernst und lassen Sie sich rechtzeitig helfen!
Natürlich müssen alle Familienmitglieder mit dem Einzug des Hundes einverstanden sein. Besprechen Sie auch mit der gesamten Familie die wichtigsten Dinge im Zusammenleben mit einem Vierbeiner. Stellen Sie Regeln darüber auf, was absolut verboten ist – z.B. den Hund bedrängen, Haustüre geöffnet lassen, den Hund anfangs gleich von der Leine zu lassen etc.
Leben kleine Kinder, weitere Hunde oder andere Haustiere im selben Haushalt, ist es unbedingt notwendig, im Vorhinein abzuklären, ob das neue Familienmitglied mit ihnen zurechtkommt. Eine „Fernadoption“, also eine Übernahme ohne vorheriges Kennenlernen des Hundes stellt ein Risiko dar und sollte sehr gut überlegt sein. Sollten Sie dies dennoch in Betracht ziehen, bedarf es auf jeden Fall zahlreicher fundierter Informationen über den Hund und seinen Charakter und möglicherweise ist – je nach Ihrem persönlichen Umfeld – auch eine Unterstützung von einem/r HundetrainerIn, mit Erfahrung in Mehrhundehaltung, Kind und Hund etc. ratsam.
Ganz egal ob der Hund aus dem Tierschutz kommt oder nicht, müssen folgende Fragen unbedingt positiv beantwortet werden:
# Erlaubt mein/e VermieterIn Hundehaltung?
# Kann ich mir einen Hund auch wirklich leisten?
Bedenken Sie auch, dass für Hundetraining oder Verhaltensberatung zusätzliche Kosten anfallen können.
# Bin ich bereit, einen allenfalls in meinem Bundesland erforderlichen Sachkundenachweis zu erbringen und mich entsprechend darauf vorzubereiten?
# Habe ich jemanden, der sich im Notfall z.B. bei Krankheit um meinen Hund kümmert?
Sollte ihr neues Familienmitglied zu den herausfordernden Hunden zählen, ist es oftmals schwieriger, jemanden zu finden, der sich in diesem Fall um Ihren Hund kümmert.
All das muss im Vorfeld abgeklärt werden. Und man sollte sich vor allem auch folgende Frage stellen: Bin ich flexibel genug, auf die Bedürfnisse des Hundes einzugehen? Habe ich ausreichend Zeit und Geduld?
Planen Sie für die ersten gemeinsamen Wochen ausreichend Zeit für den Hund ein. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man Urlaub nimmt und keinen Arbeitsstress oder Ähnliches hat. Beginnen Sie aber schon während dieser Zeit den Hund darauf vorzubereiten, dass er auch einmal alleine bleiben muss.
Bevor der Hund bei Ihnen einzieht, ist es ratsam, das Zuhause hundesicher zu gestalten. Was ist wertvoll? Was darf nicht schmutzig werden? Was darf auf keinen Fall zerbissen werden? All das sollten Sie zumindest in der Anfangsphase vor Ihrem neuen vierbeinigen Gefährten in Sicherheit bringen und gut verwahren. Sollte es im Haus, in der Wohnung Orte geben, die für Ihren Hund tabu sind, müssen Sie diese von Anfang an unzugänglich machen – schließen Sie dort immer die Türen oder verwenden Sie Kinderschutzgitter oder spezielle Hundeabsperrgitter für Treppen und Türen.
Es gibt auch Hunde, die mit einem ganzen Haus bzw. einer ganzen Wohnung für den Anfang überfordert sind. Besonders bei Hunden bzw. Hunderassen, die zur Ressourcenverteidigung neigen, empfiehlt es sich, ihnen nicht von Anfang an den gesamten Raum zu überlassen, sondern dem Hund für die Anfangszeit nur Zugang zu einem bestimmten Teil Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses zu gewähren und diesen Schritt für Schritt zu vergrößern.